Ausführliche Beschreibung des Workshops “deine Liebe spüren”

Update 04/2023: Es hat sich innerhalb des letzten Jahres gezeigt, dass die unten stehende Struktur eine Möglichkeit ist. Im Workshop orientieren wir uns gemeinsam an dem, was sich zeigt. Und es zeigt sich auch, was es braucht. Grundlage ist Ehrliches Mitteilen und NARM™.

Inhalt

  • Hintergrund und Inspiration
  • Die 3 Module des Workshops
    1. Einführung in das Ehrliche Mitteilen nach Gopal mit praktischer Erfahrung
    2. Deinen Herzenswunsch manifestieren
    3. Die traumasensible Annäherung
  • Informationen zur Annäherungsübung
  • Buchempfehlungen und weiterführende Links

Hintergrund und Inspiration

“An allen Seminaren, an denen ich bisher teilgenommen habe, ging es nie primär darum, was zwischen den Anwesenden untereinander passiert. Stattdessen werden Stellvertreter für Probleme oder Symptome genutzt oder es werden Übungen gemacht, um z.B. die Aura zu sehen, ein Feld der Liebe zu kreieren oder die Kundalini zu erwecken.”

Diese Einsicht von Norbert Klein, dem Autor des Buches “Der Vagus Schlüssel zur Traumaheilung” hatte mich total inspiriert und fasziniert. Mir ging es nämlich ganz genau so. Und unterschwellig war mir auch klar, ich suche eigentlich nach Bindung, nach einer tiefen Verbundenheit zu den Menschen, die mir am nächsten sind.

Ich habe auch nichts gegen Seminare, in denen hilfreiche Techniken vermittelt werden. Absolut gar nicht. Früher hatte ich sogar selber solche angeboten.
In einen tiefen und nährenden Kontakt untereinander gelangen wir allerdings erst dann, wenn unsere Bindungsmuster weitestgehend transformiert sind und wirkliche Nähe dadurch möglich wird. Solange noch unbewusste Defensivreaktionen, wie Angriff, Flucht oder Erstarrung angetrieben werden müssen, solange ist die Fähigkeit zu echtem Kontakt nicht vollständig verfügbar. Das kann der Fall sein, wenn Teilnehmer z.B. glauben, es ginge von anderen Teilnehmern oder der Seminarleitung eine Gefahr aus. Es kann auch sein, dass frühere Erlebnisse nicht vollständig verarbeitet werden konnten, und daher noch sehr stark nachwirken.


Der Workshop beinhaltet 3 Module:

I: Einführung in das Ehrliche Mitteilen

II: Deinen Herzenswunsch manifestieren

III: Die traumasensible Annäherungsübung

Einführung in das Ehrliche Mitteilen mit praktischer Erfahrung

Das Ehrliche Mitteilen ist mittlerweile die Grundlage meiner gesamten Arbeit im Gruppen- und Einzelsetting geworden. Der Teilnehmer bekommt ein mächtiges Werkzeug an die Hand, durch das er sich zu einem großen Prozentsatz bereits selbst helfen und heilen kann. Eine therapeutische Arbeit wird immens unterstützt und die Wirksamkeit gesteigert.

Ehrliches Mitteilen beinhaltet…

… eine Achtsamkeitspraxis, die bewusste Wahrnehmung von Körperempfindungen, Gefühlen und Gedanken zu schulen und diese drei Hauptebenen voneinander unterscheiden zu lernen.
… eine nicht identifizierte Wahrnehmung der drei Hauptebenen. Mehr und mehr wird erlebbar: Ich bin nicht mein Körper, ich bin nicht meine Gefühle und ich bin auch nicht meine Gedanken, sondern das, was sich dessen bewusst ist. Wir können dies als Bewusstsein, Essenz, Selbst, Beobachter, Stille oder unsere wahre Natur bezeichnen.
… das Einbeziehen des Bindungskontextes. Sich einer oder mehreren Personen mitzuteilen, gehört zu werden, zu erfahren, dass jemand da ist, führt in der Regel zu einer Regulation, einer Entspannung des Nervensystems. Es entsteht eine Erfahrung von Sicherheit. Der dafür zuständige ventrale Vagusnerv wird aktiviert, weil die inneren Räume des Gegenübers sichtbar werden und klar wird, von Dir geht keine Gefahr aus. und von mir auch nicht. Es entsteht Verbundenheit.

Letzterer Punkt unterscheidet das Ehrliche Mitteilen fundamental von anderen Achtsamkeits- und Meditationspraktiken. Ich bezeichne das Ehrliche Mitteilen aus diesem Grund auch manchmal als soziale Meditation.


Ehrliches Mitteilen bedeutet:

Kommuniziere deine 3 Haupt-Erfahrungsebenen
Beginne jeden Satz mit folgenden Anfängen:

Körper
Ich spüre einen [Druck] in meinem [Bauch].

Gefühle
Ich fühle [Freude].

Gedanken
Mein Kopf denkt, dass… [ich das noch üben muss].


Buchtipp:

Der Vagusschlüssel zur Traumaheilung von Gopal Norbert Klein
Dieses Buch vermittelt dir einen grundlegenden Einstieg in die ganze Thematik und zum Ehrlichen Mitteilen.

Deinen sehnlichsten Herzenswunsch manifestieren

Was so einfach klingt, kann eine sehr tiefgründige Erfahrung sein.
Ganz einfach deshalb, weil viele Menschen ihren sehnlichsten Herzenswunsch permanent, und aus gutem Grund, unterdrückt halten.
Entsprechend äußern die Teilnehmer ihre akuten Probleme und Konflikte und meinen, die Lösung derer, wäre die Erfüllung ihres Herzenswunsches. Und das ist aus traumatherapeutischer Sicht auch vollkommen nachvollziehbar, weil die Konfliktlösung gleichbedeutend ist mit der Entladung der festgehaltenen Spannung aus dem Körper.

Der wirkliche Herzenswunsch ist jedoch in der Tiefe untrennbar verbunden mit unserem Wesenskern.
Diesen, durch Formulierung zu berühren, kann eine Öffnung zu unserer innersten Kraftquelle bewirken.

Ich unterstütze und begleite dich, in dem Prozess deinen Herzenswunsch zu erkennen und zu manifestieren.

Den Herzenswunsch zu manifestieren  ist ein Element der Methode NARM®, dem neuroaffektiven Beziehungsmodell zur Heilung von Entwicklungstrauma.

Die traumasensible Annäherung

Die Annäherung beginnt mit der Frage nach deinem Herzenswunsch.
(einem Element aus NARM®, siehe vorheriger Abschnitt)
Der Teilnehmer formuliert seinen Herzenswunsch, ggf. mithilfe meiner Unterstützung.

Dann stelle ich dem Teilnehmer die Frage, ob wir gemeinsam untersuchen wollen, was der Erfüllung seines Herzenswunsches in den Weg gerät.
Plump formuliert, könnte man auch sagen: “Wer hier in der Runde ist Schuld daran, dass sich dein Herzenswunsch nicht erfüllt?” “Zu welcher Person merkst du da eine Resonanz?”

Der Teilnehmer fragt diese Person, ob sie bereit ist als Projektionspartner an der Übung teilzunehmen. Der Seminarleiter steht auch als Projektionspartner zur Verfügung.

In der folgenden Übung geht es für den Teilnehmer darum, in einen vollständigen Kontakt mit dem Menschen, der ihm gegenüber steht, zu gelangen.

Für den Projektionspartner gilt das gleiche.

Die Struktur der Annäherung

Der Teilnehmer und sein ausgewählter Projektionspartner stellen sich zu Beginn ca. 5 Meter voneinander entfernt, und zwar so, dass jeder noch einen Schritt zurück machen kann. Der Projektionspartner steht möglichst neutral mit nach unten hängenden Armen und neutraler Geste einfach da.

Der nun folgende Annäherungsprozess ist sehr individuell und kann daher nicht wirklich pauschal beschrieben werden.


Voraussetzung, um den Prozess als Seminarleiter sicher begleiten zu können, ist ein fundiertes Wissen über Schock-, Bindungs- und Entwicklungstrauma, wie z.B. NARM®, die Fähigkeit dysregulierte Zustände im Teilnehmer beenden zu können sowie – und das ist meiner Ansicht nach der wichtigste Aspekt, die eigenen Traumatisierungen soweit transformiert zu haben, dass es in der Regel nicht zu Gegenübertragungen kommt.


Nach dem Resonanzprinzip kann nun der Teilnehmer, mit vorheriger Ankündigung, einen Schritt nach vorne, auf den Projektionspartner zu, machen oder einen Schritt nach hinten, vom Projektionspartner weg. Entsprechend entsteht mehr Nähe oder mehr Distanz.

Nach jedem Schritt wird das innere und äußere Erleben reflektiert. Der Seminarleiter moderiert, begleitet und unterstützt den Teilnehmer und den Projektionspartner durch den gesamten Prozess.


Da sich die folgende Dynamik aber oft zeigt, kann die Auflistung als Beispiel für einen Annäherungsprozess dienen:

Phase I:

Die emotionale Vervollständigung früherer Erfahrungen.

Phase II:

Erstes Erkennen von Bindungsmustern und deren ehemaliger strategischer Notwendigkeit.

Phase III

Ein realer Kontakt mit dem gegenüber stehenden Menschen wird möglich.

Phase IV:

Die Annäherung an den eigenen Wesenskern und die gegenüber stehende Person beginnt.

Phase V:

Durch die dynamische Ausrichtung der Übung werden neue Erfahrungen von Nähe und Distanz gemacht, ohne dass es zu einem Kontaktabbruch kommt.

Phase VI:

Durch die zunehmende Nähe zeigen sich ohne zutun des Leiters frühere Bedrohungsszenarien. die auf den gegenüber stehenden Partner übertragen (projiziert) werden.
Mit Hilfe von “Reality-Checks” wird die erlebte Realität mit den geglaubten Ideen des Teilnehmers abgeglichen und neu erlebt.

Phase VII:

Bindungs- und Beziehungsmuster werden transformiert.
Es entsteht ein vollständigerer Kontakt. Ehemalige Defensivreaktionen werden nicht mehr gebraucht.

Phase VIII:

Die jetzt erlebte Realität des Teilnehmers wird metabolisiert (verkörpert) und neokortikal neu verschaltet.

Phase IX:

Teilnehmer und Partner teilen sich über ihre inneren Zustände ehrlich mit.

Hintergründe und zusätzliche Informationen zur Annäherungsübung

Die Annäherungsübung besteht von ihrer gesamten Struktur her aus einer Übung, die ich in einem Intensiv-Workshop bei Willi Maurer im Tessin kennengelernt habe.

Willi Maurer ist für mich ein Pionier zur Heilung von Bindungstrauma. Und zwar deshalb, weil er in den siebziger Jahren bereits erkannt hatte, dass frühe Trennungserfahrungen zu dramatischen Folgen für die Betroffenen führen.
Mit seiner unkonventionellen Herangehensweise und aus seinen persönlichen Erfahrungen hat er die “Gefühls- und Körperarbeit” entwickelt, die er seit Beginn der achtziger Jahre, also schon seit 40 Jahren, im Doné, seinem Domizil im Tessin anbietet.

Durch meine persönlichen Erfahrungen und Fortbildungen konnte ich die Annäherungsübung mit für mich drei wichtigen Elementen ergänzen.

1. Als unterstützende Kommunikationsvorlage dient das Ehrliche Mitteilen.
Die Wirksamkeit der Übung wird dadurch deutlich erhöht. Alle Teilnehmer werden in eine Handlungsfähigkeit gebracht. Das Ehrliche Mitteilen wirkt sich zusätzlich auf die Regulationsfähigkeit, die Achtsamkeit und die Möglichkeit zur Desidentifikation aus. Dadurch, dass in erster Linie der Bindungskontext adressiert wird, erleben die Teilnehmer so etwas wie eine Vorahnung auf das Erleben von Verbundenheit.

2. Das ganze Setting findet im Kontext von NARM® statt.
Das neuroaffektive Beziehungsmodell zur Heilung von Entwicklungstrauma NARM® wurde von Laurence Heller begründet. NARM® unterstützt hier weiter die Fähigkeit zur Regulation, indem Selbstwirksamkeit als eine wesentliche Ressource erkannt wird und zudem die Desidentifikation mit dem zuvor konfliktbehafteten Erleben neu verkörpert wird.
Außerdem wurde NARM® entwickelt, um den Klienten vor den Ideen des Therapeuten zu schützen.

3. Die Floating-Prinzipien nach Gopal sind in den Annäherungsprozess integriert.
Die Ursache unserer Probleme liegt in frühen Erfahrungen von Trennung und Kontaktabbruch begründet. Unsere daraufhin eingenommene Prägung reinszeniert heute diese ehemalige Anpassungsstrategie permanent neu.
Wir haben es also auf der einen Seite mit einem realen körperlichen Leidenszustand zu tun. Auf der anderen Seite wird dieser Leidenszustand durch eine heute nicht mehr gebrauchte Schutzfunktion immer weiter aufrechterhalten. Diese Schutzfunktion kann aufgegeben werden, indem mit Hilfe von “Reality-Checks” das aktuelle Erleben mit den geglaubten Ideen abgeglichen wird und somit die Realität erfahren wird, wie sie ist.


In erster Linie geht es um die Wiederherstellung eines verloren gegangenen Kontakts, zu Gott, zu uns selbst und zu anderen. Es geht nicht um die Erreichung eines Zieles oder dem Verschwinden eines Symptoms. Das ist sehr wichtig, weil sonst keine vollständige Zuwendung zum innersten Wesenskern möglich ist. Die Transformation geschieht HIER, in diesem Moment. Und zwar, indem bisher nicht kommunizierte Emotionen und Bedürfnisse wahrgenommen und dem Projektionspartner mitgeteilt werden.

Buchempfehlungen und weiterführende Links:

  • Laurence Heller: Entwicklungstrauma heilen; das NARM®-Buch
  • Stephen W. Porges: Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit
  • David Berceli: Körperübungen für die Traumaheilung, Das TRE®-Buch
    www.niba-ev.de
  • Willi Maurer: Bücher ”Zugehörigkeit“ und ”Der erste Augenblick des Lebens“
    www.gefuehls-und-koerperarbeit.de